Gastrobriefe

Gästebrief – Gedanken über eine verrückte Zeit

Die Karwoche hat begonnen.

24. Februar – Namenstag Matthias (Geschenk Gottes). Klingt komisch, ist aber so. 24.02.2022 – Angriff auf die Ukraine, einfach unvorstellbar! Genauso unvorstellbar wie die Pandemie. Menschen sterben, Lebensmittel, Gas, Öl etc. – alles wird teurer, rationalisiert, oder es gibt sie einfach nicht mehr.
Noch gibt es genug Trinkwasser und Lebensmittel, eigentlich ausreichend für alle auf der Welt. Menschen sterben durch Krieg und Pandemie. Und was ist mit den ca. 6.000 Menschen, die täglich verdursten oder die 30 bis 40 Millionen Menschen, die jährlich verhungern? Wir haben nichts Besseres zu tun, als alles selbstverständlich ständig mit Trinkwasser zu säubern, das Auto, die Gartenmöbel usw. Wir entsorgen Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum und vieles mehr. Das wird wohl nicht ewig gut gehen, dann werden wir uns die Köpfe wegen Wasser und Brot einhauen.

Verzicht, Respekt, Aufrichtigkeit, Demut, Zufriedenheit, einfach anständig sein, könnte das helfen? Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht einverstanden.

Ich war kurz in Italien. Da gab es oft nur eine Toilette für die Dame und für den Herren. Da stellte ich mir die Frage, auf welche geht denn „divers“? Aufgrund meines Alters sprach ich vor kurzem mit Kollegen über Anstand, Dienern (verbeugen), Knicks (Achtung), Händchen an Fremdchen, Ellenbogen vom Tisch, Danke, Bitte, die Tageszeit sagen, Sitzgelegenheit anbieten – wir sprachen nicht von Mohrenköpfe, von Zigeunersauce, Serbische Bohnensuppe, 10 kleine Negerlein – Rassismus – davon sprachen wir nicht. Dennoch meinten einige junge Leute, die dem Gespräch lauschten, von welchem Planeten wir eigentlich kämen.

So, die Karwoche hat begonnen, die heilige Woche, sie sollte uns alle zu denken geben. Wir haben nichts zu verlieren, außer unser Leben – und das ist auch nur ein Geschenk. Aber wie gehen wir mit Geschenken um?

Wie immer sage ich, Matthias, wir können nicht tiefer Fallen als in Gottes Hände. Bleibt gesund, mütend, natürlich, zuversichtlich.

Wir alle wünschen euch frohe Ostern.

Matthias und Besatzung

Sind wir wirklich die intelligente Spezies?

Gastrobrief Nr. 4 – der Letzte in diesem Jahr

“Must go on.”

In diesem Sinne, es ist eigentlich wie immer, nur anders. Pandemie, Finanzamt Mitarbeitersorgen, Sorgen über Sorgen……. aber wir machen weiter. Warum eigentlich? Bestimmung! Walsumer Hof ist Matthias Langhoff und Plus. Nicht mehr und nicht weniger.

Jetzt sind es bald 44 Berufsjahre (Kellner), damals Fredeburg, Lehrstelle, kurze Haare, Ohren frei, schwarze Hose, weißes Hemd, weiße Kellnerjacke und die verdammte schwarze Fliege. Ich sah mich im Spiegel und hätte kotzen können. Gott sei Dank, sah mich damals keiner meiner Kollegen. Doch nach einiger Zeit war das auch völlig in Ordnung. Zumal es damals auch noch so war, dass unsere Eltern uns alle vier den Beruf in der Gastronomie sehr, sehr, sehr ans Herz gelegt haben. Ich will nicht sagen, dass sie es bestimmt hätten. Auch das war nach Jahren völlig o.k. so. Ehrlich! Nur selbständig, selbständig hätte ich mich wirklich nie, nie machen dürfen. Egal!!!

Damals schämte ich mich, wenn ich ein Loch in der Hose hatte, in der heutigen Zeit können es nicht genug Löcher sein. Damals waren graue Haare ein Grauen, heute färben sie sich die Haare so. Damals gab es noch Geld, also Zinsen für Guthaben, für Erspartes, heute musst du dafür Strafe bezahlen. Heute soll das E-Auto der Fortschritt sein, man kann dieses aber bei einem Brand nur mit Sand löschen. Halloooooo, geht’s noch ???!!!

Im Jahre 2022 werde ich, so Gott will, 60 Jahre alt. Man macht sich langsam aber sicher über das Leben nach dem Walsumer Hof (ja, das wird es auch geben) Gedanken. Ich hätte mir damals tausend Dinge anders gewünscht, aber das Leben ist nicht immer gerecht. Wir werden älter, Gott sei Dank. Aber große Lust habe ich nicht mehr auf diesen ganzen Scheiß. Wenn du nichts mehr zu verlieren hast, wird alles zurückkommen. Leben ist Liebe, lebenswert wird das Leben durch die Menschen, die wir lieben. Wer das zerstört, erntet Hass. Wenn der Sand des Lebens zerrinnt, steht ein jeder vor seinem Richter. Die Rache ist seins.

In diesem Sinne: „Must go on“

Genug geschrieben, genug gedacht. Danke will ich allen sagen, aufrichtigen Dank. Ich hoffe, dass Sie gesund bleiben und dieses tolle Land nicht gespalten wird.

Wir werden nicht tiefer fallen als in Gottes Hände, das ist so.
In diesem Sinne, Matthias Langhoff

Gastrobrief Nr. 3

Verzicht!

Wir alle verzichten, der eine mehr, der andere weniger. Warum verzichten wir nicht auf die Europameisterschaft, Olympia etc.? Wir in den kleinen Vereinen verzichten schon lange auf Neuwahlen im Vorstand. Warum nicht auch der Bund? Verschiebt die Wahlen, wie wir alle was zu Corona-Zeiten verschieben müssen. Zieht die Karre gemeinsam aus dem Dreck, den ihr uns eingebrockt habt. Danach könnt ihr immer noch wählen.

Verzichten möchte ich nicht, mich endlich einmal bei all meinen Mitarbeitern im Walsumer Spital, für nicht Insider „Walsumer Hof“, zu bedanken. Egal, ob in der Küche, im Büro, oder im Service. Mein besonderer Dank gilt Frau Andrea Winken, Herrn Carsten Jasmer, Herrn Rene Kranz und Frau Katharina Koslik (die leider nicht mehr bei uns ist). Diese Mitarbeiter sind teilweise schon über 20 Jahre bei mir und gehen mit mir durch gute und durch schlechte Zeiten. Zur Information, im Walsumer Hof gibt es kein Gehalt, dafür aber Schmerzensgeld.

Verzichten möchten wir auch nicht auf unsere Gäste. Auch wenn wir zur Zeit der Gesellschaft ein Sonderopfer bringen, freuen wir uns auf die Zeit danach. Es gibt ein Leben vor Corona und sicherlich auch ein Leben nach Corona. In Gottes Namen.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Sie können sich schon auf das kommende „Muttertags-Menü“ freuen.

Bleibt gesund – Grüße Rüm hart – klaar Kiming – Matthias Langhoff

Fortsetzung in eigener Sache:

Das Wunder vom Februar ist vorbei. Es soll geöffnet werden. Aber wie? Sich auf den Staat zu verlassen, haben wir ja gelernt, ist nicht gut. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. Wenn wir nicht to go oder das Camping-Dinner gemacht hätten, wären wir schon lange nicht mehr da. Wir haben alles, aber auch wirklich alles, zu Geld gemacht, was ging (Versicherungen gekündigt, Zahngold usw. usw.). Aber es reicht alles nicht. Mit welchem Argwohn und welcher Selbstverständlichkeit man davon ausgeht, dass wir in der Zwischenzeit selbst zusehen müssen, wie wir finanziell zurechtkommen, ist ungeheuerlich und total weltfremd, aber ich muss das auch nicht verstehen, ich habe nur „Hauptschulabschluss“.

Warum sollte ich mich freuen, wieder aufmachen zu dürfen, wenn ich nicht gewinnorientiert arbeiten darf? Wir haben finanzielle Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen. Dieses kann aber nur geschehen, wenn wir 100 % Geschäft haben dürfen und nicht nur 60 oder 70 %.

Wie kommt man in die Situation, dass man auf einmal kein Geld mehr vom Staat bekommt, also keinen Anspruch mehr hat? Zum Beispiel negatives Eigenkapital, Subventionsbetrug, Insolvenz etc. Dann wird dir noch ein kleines Kraftwerk vor die Tür gesetzt, plötzliche Nematoden im Fisch, dann gibt es eine Trennung mit anschließender Denunzierung in Essen usw. usw. usw. Uns würde auch nicht wundern, wenn irgendwann jemand auftaucht und sagt, Herr Langhoff, können Sie sich noch an das Jahr 2020 / 2021 erinnern? Da war doch was mit finanzieller Unterstützung!

Wir haben aber auch sehr viel Glück gehabt. Die Gäste sind immer sehr dankbar, dass wir überhaupt aufgelassen haben und ein Stück Lebensqualität erhalten können. Auch das in Marxloh auf der August-Thyssen-Straße eine Koryphäe arbeitet, die mich bis jetzt immer wieder zusammengeschustert hat. Da wurde ich auch schon mal „blass“. Da kann ich nur danke sagen. Ich habe mich immer um das Wohl unserer Gäste gekümmert, doch um meine Familie anscheinend wohl eher nicht. Immer wieder ging der Betrieb vor. Wird das in Zukunft auch noch so sein?

Zum guten Schluss noch eine Bitte: „Ich bin auf der Suche nach der Entbürokratisierung, hat die jemand gesehen?“

Gruß Euer Matthias